Jagdsaison.........eine airedale-ige Herbstgeschichte

23.09.2012 08:55
#1 RE: Jagdsaison.........eine airedale-ige Herbstgeschichte
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Jagdsaison.............eine airedale-ige Herbstgeschichte

Ein Tag im November, trist, grau, nebelverhangen. Ein Tag, wie ich ihn mag bei Kaminfeuer und Kerzenschein in gemütlicher Atmosphäre des heimischen Wohnzimmers. Ein Tag, an dem der Abendspaziergang mit Hund nicht zu den angenehmsten Pflichten gehört, schon gar nicht, wenn man wie wir ganz am Rande eines kleinen Dorfes im Sauerland wohnt. Der Blick zur Uhr, die 17.30 zeigt und mein bereits in der Diele seinen Abendspaziergang einfordernder Airedale Cliff geben das Aufbruchsignal für die Abendrunde. Ungemütlich ist es draußen, nasskalt, stürmisch und stockfinster. Kein Mondlicht, das den Weg erleuchtet, die letzte Laterne, deren Lichtschein an diesem Abend im Nebel versickert, 20 Meter vom Haus entfernt.



Wir gehen zügig in die Dunkelheit hinein, Cliff an einer Flexleine, damit er wenigstens einen etwas größeren Aktionsradius hat. Nach wenigen Metern schon sind wir außerhalb des Dorfes und als ich in die Tasche meiner Winterjacke greife, finde ich dort nur Papiertaschentücher, aber nicht die kleine Taschenlampe, die ich eigentlich immer bei unseren abendlichen Gassigängen benutze, um wenigstens in der Dunkelheit nicht vom Weg abzukommen. Was nun? Zurückgehen und die Lampe holen oder einfach auf der gewohnten Strecke weitergehen, um möglichst schnell wieder ins Warme zu kommen? Mein Entschluss ist schnell gefasst, ich kehre nicht um, denn diesen Weg kenne ich wie meine eigene Westentasche, ich gehe ihn regelmäßig seit über 20 Jahren.



Cliff trödelt am Wegrand und bleibt hinter mir zurück. Inzwischen habe ich die Kapuze aufgesetzt und weit ins Gesicht gezogen, um dem Regen, der jetzt heftiger wird, nicht so viel Angriffsfläche zu bieten. Es ist still hier draußen, man hört nur den heftigen Wind und das Knacken im Geäst der Bäume. Ich beschleunige meine Schritte und treibe Cliff zu schnellerer Gangart an. "Los, komm schon, wir wollen nach Hause!" Um meinen Worten Nachdruck zu verleihen, rucke ich kurz an der voll ausgefahrenen Flex-Leine. So, jetzt hat sie wieder Spiel, stelle ich zufrieden fest, Cliff läuft also wirklich schneller. Ein kurzer Blick zurück treibt mir im Gegenwind den Regen in die Augen, so dass ich schleunigst wieder nach vorne schaue.

Plötzlich meine ich, hinter mir ein merkwürdiges Geräusch zu hören. Es klingt wie ein Rasseln. Bedrohlich hört es sich an und ich ziehe die Kapuze vom Kopf, um besser hören zu können. Tatsächlich! Ich werde verfolgt. Ganz deutlich kann ich trotz der Windgeräusche das Rasseln auf dem Teerbelag des Weges vernehmen. Stehenbleiben? Nein, auf gar keinen Fall. Weiter, so schnell es geht in die Sicherheit des Dorfes zurück. Den Griff der Leine fest in der Hand, renne ich jetzt, aber das Rasseln übertönt meinen keuchenden Atem. Wieso ist der Hund so still, warum stellt er meinen Verfolger nicht? Er verteidigt sein "Rudel" doch sonst zuverlässig, ist mutig und wehrt jede Gefahr ab. Meine Gedanken überschlagen sich. Was ist hinter mir her, wie weit bin ich noch vom Dorf entfernt? Ich stolpere, bin in ein Schlagloch getreten, fast gefallen, fange mich wieder und steigere meine Geschwindigkeit. Aber das, was mich jagt, entfernt sich nicht weiter von mir, bleibt immer in der gleichen Distanz. Meine Angst steigert sich zur Panik, das Herz rast. Jetzt renne ich, so schnell ich kann........



Im Augenwinkel erkenne ich eine schemenhafte Gestalt, die neben mir herläuft. Cliff! Auch er hat also Angst vor unserem Verfolger, sonst hätte er nicht so dicht zu mir aufgeschlossen. Jetzt kann ich schon die ersten Häuser des Dorfes erahnen. Gott sei Dank, da bin ich in Sicherheit, da brauche ich nur um Hilfe zu schreien. Cliff läuft voraus, weiter und weiter, während ich völlig ausgepumpt am Dorfeingang stehen bleibe. Alles ist still, nur der Wind rauscht immer noch und ich höre den Regen auf die Dächer prasseln.

Kein Rasseln mehr! Während ich langsam wieder zu Atem komme, sprintet Cliff in Riesensätzen weiter. 20, 30, 40 Meter voraus auf unser Haus zu. Meine Gedanken ordnen sich allmählich. Die Leine, sie ist doch nur 8 Meter lang, wie kann der Hund so weit vor mir sein, wenn doch die Leine sich hinter mir befindet??? Ich fahre ein Stück der Flex-Leine ein und da ist es wieder, das Rasseln und kommt unaufhaltsam auf mich zu, während Cliff sich immer weiter von mir entfernt, um möglichst schnell in den Genuss der wohligen Wärme des heimischen Kamins zu kommen.



Jetzt kann ich das Leinenende erkennen und auch Cliffs Metallhalsband, das sich am Karabiner der Flex befindet. Ich hatte es offensichtlich nicht richtig geschlossen und die ganze Zeit hinter mir hergezogen!


Action im Regen, cooool! Das ist ein Spiel, das ich über alles liebe: Wettrennen mit Frauchen! Das pusht mich hoch, das bringt mich in Bestform. Sonst setze ich ja bei einem derartigen Sauwetter keine einzige Pfote vor die Tür, jedenfalls nicht freiwillig. Bei Jagdspielen allerdings lasse ich mich nicht lange bitten, da bin ich auch bei strömendem Regen voll dabei.

Vor der Terrassentür die von mir verabscheute Trockenlegung: Setzen, Pfote rechts anreichen, Pfote links anreichen, Aufstehen, Hinterbeine locker lassen. Nee, Frauchen, es kitzelt wieder, vor allen Dingen hinten rechts. Da kann ich gar nicht anders, da muss ich die Hinterbeine anziehen, am besten beide gleichzeitig! Meine akrobatischen Höchstleistungen verbessern Frauchens Laune mal wieder überhaupt nicht. Airedale-Hinterbein-Einfangen gehört nicht gerade zu ihren Lieblingsbeschäftigungen.

Aber nach der Trockenlegung der Pfoten kommt das Wellness-Programm: Handtuch-Massage für Kopf, Rücken und Bauch. Das ist das Allerschönste! Ich grunze vor Wohlbehagen ganz laut, mache einen Buckel und sorge dafür, dass jedes Haar auch in engsten Kontakt mit dem Badetuch kommt. Ganz ehrlich, so ein ganz kleines bisschen mag ich den Regen doch, wenigstens das Trockenrubbeln danach!

So, jetzt aber nichts wie rein und ran an die Hundekuchen. Die sind mein geliebter Abendsnack. Aber danach heißt es dann: „Antreten in der Küche!“ Wie ich das hasse! Aber Frauchen kennt in dem Punkt kein Pardon. Im Sonderangebot hat sie so ein weiß-blaues Bürstenteil mit Motor erstanden und an 365 Abenden im Jahr setzt sie das Ding in Betrieb. Das wird mit ´ner widerlichen Paste bestrichen und macht mit seinem Summen jeder Mega-Fliege Konkurrenz. Und dann muss ich das Teil in meinem Maul aushalten. Jedes Mal wünsche ich mir, ich wäre schon ein zahnloser Airedale-Opa. Aber leider hab ich sie noch alle, meine Zähne, obwohl Frauchen sich jeden Abend bemüht, sie mit der so gehassten Zahnbürste wegzuschrubben. Bisher noch sehr erfolglos!


Fortsetzung folgt!



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30.09.2012 07:18
#2 RE: Jagdsaison.........eine airedale-ige Herbstgeschichte
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Jagdsaison ................eine airedale-ige Herbstgeschichte II

Gut, dass ich mich noch nicht umgezogen habe. Cliff schafft es jedes Mal, das Zähneputzen zu einer riesigen Sauerei ausarten zu lassen. Er schnauft, schmatzt und spuckt, zieht den Kopf weg, presst die Kiefer aufeinander und sabbert ohne Ende. Na, wenigstens zeigt der Kontrollblick nach vollendeter Zahnreinigung strahlend weiße Zähne.

Jetzt ist aber Tempo angesagt. Der Besuch kann jeden Moment vor der Haustür stehen. Cliff liebt es, Gäste im Hause zu haben, ganz uneigennützig, versteht sich! Er freut sich natürlich auf unsere Freunde und vielleicht ein ganz kleines bisschen auf deren großzügig bemessene Leckerchen und Streicheleinheiten. Er hält schon gespannt Ausschau und versucht die Dunkelheit bei seinen Fenster-Ausblicken zu durchdringen.



Das Kaminholz brennt knisternd hinter der Glasscheibe, die Kerzen verbreiten heimeliges Licht. Fix noch die Likörbohnen in die Schale und dann umziehen.

Ein letzter Blick über den Tisch stimmt mich zufrieden. Alles bestens arrangiert! Der gemütliche Teil dieses Abends kann beginnen. Zugegeben, ich bin eine bäckertechnische Niete, aber für unsere Gäste habe ich als Nachtisch heute morgen einen Obstkuchen kreiert und ihn kunstvoll mit Schlagsahne verziert. Noch steht er im Keller auf der Tiefkühltruhe, damit meine Sahne-Deko nicht zerfließt. Den hole ich erst später als Überraschung hervor.



Großes Begrüßungshallo mit Umarmung und Küsschen, an dem sich selbstverständlich auch Cliff beteiligt. Ja, wer bei uns Besuche macht, muss hart im Nehmen sein. Wenn ich jetzt schon gewusst hätte wie hart, wäre mir abwechselnd heiß und kalt geworden und ich hätte ein ganzes Döschen Make-up gebraucht, um das verräterische Rot meines Gesichtes zu übertünchen.

Bombenstimmung beim Essen und lautes Gelächter, wenn einer unserer Freunde eine Anekdote zum besten gibt. So macht ein trüber Herbstabend Spaß. „Ich gehe dann mal den Nachtisch holen!“ Beschwingt eile ich die Kellertreppe herunter und sehe zu meinem Entsetzen einen Obstkuchen „oben ohne“. Die Sahne ist futsch und auch der aufgetragene Tortenguss hat schwer gelitten. Was mache ich jetzt bloß? Eine Nachtisch-Alternative habe ich nicht zu bieten. Heimlich den Kuchen restaurieren und auf die Wirksamkeit der kürzlich verabreichten Entwurmungsmittel vertrauen? Oder alle mit kritischer Miene mustern und die Notwendigkeit von Diäten ins Gespräch bringen? Oder einfach zugeben, dass Cliff in puncto Nahrungsmittel-Diebstahl absolut erziehungsresistent ist? Lange Zeit zur Entwicklung strategischer Lösungen bleibt mir nicht und so nehme ich den Kuchen und stelle mich tapfer den zu erwartenden lästerlichen Bemerkungen unserer Freunde.

Zu meiner Überraschung sagt niemand etwas. Ja, der Kuchen wird noch nicht einmal kritisch beäugt. Zweifellos ist es in dieser Situation ein unschätzbarer Vorteil, wenn man als Back-Niete bekannt ist. Und so lasse ich mir wie alle Anderen ein Stück meines Obstkuchens schmecken. Wider Erwarten ist er sogar außergewöhnlich gut. Nur Cliff würdigt den Nachtisch keines Blickes. Er leidet an schlechtem Gewissen, da bin ich sicher!


Da ist er, der Kuchen, den ich sahnefrei gemacht habe. Dazu hatte ich heute Mittag reichlich Zeit, denn Frauchen und Herrchen waren damit beschäftigt, Ernie, unser Streifenhörnchen, zu suchen. Ganz ehrlich, ich mag Ernie überhaupt nicht leiden, schon gar nicht, wenn er Auslauf kriegt. Dann saust der sämtliche Gardinen hoch und runter, fegt durch die Ledergarnitur, benutzt meine Zweibeiner als Turngeräte und wird verwöhnt mit ekligen Würmern und Nüssen. Die mag ich auch! Nee, doch nicht die Würmer, die Nüsse! Aber da darf ich wieder mal nicht dran, die gehören Ernie.

Einmal, das vergess ich nie und nimmer, hatte ich wieder meine Fernsehposition in der ersten Reihe vor dem Mega-Käfig dieses gestreiften Frechdachses eingenommen, um dem so richtig Angst zu machen. Da saß der doch in seiner Sandschüssel und starrte mir so was von frech in die Augen, das könnt Ihr Euch gar nicht vorstellen. Und als er dann noch mit dem Schwanz wedelte, bin ich gaaaanz furchtbar wütend geworden. Ja, stellt Euch mal vor, Schwanzwedeln ist bei Streifenhörnchen sowas wie bei mir ein richtig böses Knurren. Das kenne ich schon! Bei seinem ersten Wedeleinsatz hockte Ernie nämlich vor Frauchen auf dem Fußboden und sie war richtig begeistert von seiner Wedelei. „Nee, guck mal, der Ernie freut sich“, lachte sie und hielt ihm eine Erdnuss hin. Und was machte der, anstatt sie so vorsichtig wie ich aus Frauchens Hand zu nehmen, der schoss nach vorne und biss sich in ihrer Hand fest. Und dann versuchte Frauchen den Beißer durch Schütteln loszuwerden, aber der hatte sich so richtig festgebissen, baumelte in der Luft und ließ nicht los. Bestimmt 2 Minuten lang musste sie das aushalten. Und Frauchens Hand hat ganz schlimm geblutet. Und da kriegte ich Killerinstinkt! So schlimm, dass ich irgendwas totschütteln musste. Und so kam mir der Teddy aus Frauchens Kinderzeiten gerade passend. Den hab ich beim Totschütteln richtig kopflos gemacht und sein Innerstes nach außen gekehrt!



Und seitdem mag Frauchen das gar nicht mehr, wenn ich mit Mörder-Blick vor Ernies Käfig sitze und mich ärgere, dass ich an den nicht rankomme. Versteh ich nicht, ist ja kein Teddy zum Totbeißen mehr da!

Mit meinem Profi-Killerblick wollte ich heute schon morgens unbeobachtet dem Streifenhörnchen Angst machen, aber da war es nicht zu Hause. Komisch, sonst ist es nur weg, wenn meine Zweibeiner ihm Auslauf gönnen.

Wie immer, wenn Frauchen mittags von der Arbeit kommt, schaut sie direkt nach meiner stürmischen Begrüßung sofort nach dem Streifenhörnchen. Heute auch, aber heute ist es weg, das weiß ich ja schon seit dem frühen Morgen. Ich mache sicherheitshalber schon mal meinen berühmten Airedale-Unschuldsblick, der Frauchen hoffentlich davon überzeugt, dass ich diesem gestreiften Biest nichts getan habe. Schließlich sind die Käfigstangen für mich ein kleines bisschen zu dicht beieinander und alle Türen des Ernie-Gefängnisses fest verschlossen.

Völlig klar, wenn nicht ich der Übeltäter sein kann, muss es Herrchen gewesen sein. „Weißt du, wo Ernie ist?“ Kein „guten Tag“, „wie war´s bei der Arbeit“, „was gibt es Neues?“ Das bedeutet höchste Alarmstufe. „In seinem Käfig, denke ich! Cliff kann ihn ja wohl kaum da rausgeholt haben und ich war´s auch nicht.“ Auch das gemeinschaftliche, von mir unterstützte Käfig-Gucken bringt kein Ergebnis. Ernie ist weg, hat sich einfach in Luft aufgelöst! Toll, toll, toll!!! Ich bemühe mich darum, nicht das kleinste Airedale-Grinsen sehen zu lassen. Wenn Frauchen in solch mieser Stimmung ist, ist mit ihr nicht gut Kirschen essen.



Nichts ist mit Mittagessen! Stattdessen große Ernie-Suchaktion. Das gesamte Haus wird buchstäblich umgekrempelt: Sofas werden verrutscht, alle Betten auseinandergezerrt, auf allen Vieren wird unter Schränke geguckt, selbst den Toilettendeckel hebt Frauchen hoch, um zu sichern, dass Ernie nicht im Wasser derselben um sein Leben schwimmt. Klar, dass ich mich an der Suche beteilige, bin doch schließlich schon ein fast ausgelernter Mantrailer. Während meine Zweibeiner die Holzrück-Schwerstarbeit erledigen, nehme ich mir jeden Schuh im Hause gründlich vor. Ja, nix Ernie-Killer, ich gebe alles bei der Schuhschnüffel-Suchaktion. Guckt doch, ich bin jetzt fix und fertig!



Frauchen hat schon Tränen in den Augen und sitzt geschafft auf einem Stuhl in der Küche. Merkwürdig, hinter der Küchenzeile, genau hinter der Spülmaschine höre ich verdächtige Geräusche. Ein Scharren und Kratzen, ein leises Keckern und..............das ist Ernie, da bin ich sicher. Seit wann passt der denn auch in der Küche auf? Und dann noch als verdeckter Ermittler. Ich mag solche neuen Sitten nicht, überhaupt nicht!!! Schnell schnuffele ich mal unten an der Spülmaschine. Ja, kein Zweifel, dahinter wurschtelt das kleine M...vieh und ruiniert noch die ganze Küche! Frauchen hört mal wieder nichts und wundert sich nur, dass ich so intensiv an Spülbeckenunterschrank und Spülmaschine rieche.
Während sie geräuschvoll die Nase putzt, verschaffe ich mir noch mal Gewissheit. Richtig, Ernie sitzt hinter der Spülmaschine, oder, lieber noch mal gehorcht, nicht dahinter ist er, er ist drin! Frauchen mustert meine Aktionen mit kritischen Blicken. „Was hast du nur, Cliff? Hörst du was?“ Ganz angestrengt lauscht sie mit. Na endlich, jetzt hat sie auch das Kratzen und Scharren endlich mal zur Kenntnis genommen. „Ich weiß, wo Ernie ist, er sitzt hinter der Spülmaschine!“ brüllt sie aus Leibeskräften, um Herrchen auf den Plan zu rufen. Der fängt an zu maulen: keine Mittagspause; kein Essen, schwer erkältet; keine Lust, die ganze Küche auseinanderzunehmen! Die Ankündigung von Frauchen, die Schrauberei dann selber zu übernehmen, lässt ihn allerdings blitzschnell verstummen. Mit einem riesigen Werkzeugkoffer bewaffnet, taucht er aus seinem Werkkeller wieder auf und beginnt damit, unsere Küche in Einzelteile zu zerlegen.

Ich schaue dieweil mal nach dem Kuchen und teste ihn geschmacklich vor.



Hmm, nicht schlecht! Jetzt muss ich aber schnell wieder in die Küche, denn da ist richtig was los! Nur schnell noch die Reste von Tortenguss und Sahne aus dem Bart lecken.
Meine Abwesenheit hat kein Mensch bemerkt. Die Spülmaschine steht ohne Rück- und Seitenwand mitten in der Küche und Frauchen und Herrchen liegen mit einer Taschenlampe auf den Knien vor der geöffneten Maschine und starren in das Kabelgewirr unter den Bedienelementen. Und, was glaubt ihr, wer da sitzt? Richtig! Ernie! Beleidigt wegen der Störung, klettert er aus den Kabeln, hüpft laut meckernd durch die Küche und verschwindet, pechschwarz mit Maschinenöl verschmiert, in seiner Hängematte.

Die anschließend erfolgte genaueste Inspektion der Käfigtüren ergibt, dass sich eine ein bisschen zur Seite schieben lässt, so dass ein Spalt entsteht, durch den sich Ernie erfolgreich gequetscht hat. Das wird er in Zukunft nicht mehr können, denn Herrchen macht die Tür mit einem Pfeifenreiniger ausbruchssicher.


Fortsetzung folgt!



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07.10.2012 08:23
#3 RE: Jagdsaison.........eine airedale-ige Herbstgeschichte
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Jagdsaison....................eine airedale-ige Herbstgeschichte III

„Wollen wir uns nicht ins Wohnzimmer setzen? Ist doch gemütlicher als am Esstisch!“ Alle wechseln munter quatschend samt ihrer Gläser den Sitzplatz. „Noch mehr zum Essen? Du bist Schuld, wenn meine Waage morgen ein Kilo mehr zeigt!“ Das sagt ausgerechnet meine Freundin, die es figurmäßig mit Miss Twiggy locker aufnehmen kann. Auch der weitere Abend verläuft harmonisch und locker. Besonders beliebt bei unseren Gästen sind die Cliff-Erlebnisse, die ich gerne zum Besten gebe. Das jüngste mit dem Obstkuchen erzähle ich aber heute ganz gewiss nicht. Dafür tische ich die unendliche Geschichte von Cliffs Kampf mit postalischen Eindringlingen auf.

„Ihr wisst doch, Cliff mag Postboten, eigentlich fast alle. Er liebt es, wenn sie ein Päckchen für ihn dabei haben. Das ist meistens kurz vor Weihnachten der Fall, wenn eins von unserer airedaleverrückten Urlaubsbekanntschaft gebracht wird. Das Highlight ist für ihn, wenn er sein Päckchen vom Briefträger abholen und anschließend in Airedale-Manier auspacken darf.



Nur einen Briefträger hasst er. Der hat es sich zur Gewohnheit gemacht, Cliff zu ärgern, indem er sein Bellen erwidert und besonders laut am Briefeinwurf unten in der Haustür rappelt. Ja, in der Gewissheit, dass der Hund nicht durch die verschlossene Tür kann, ist gut Rappeln. Aber Cliff ist ein Airedale und Airedales sind nun einmal besonders intelligent und erfinderisch!

In unserer Diele steht doch dieser kleine Ecktisch, den ich zwar ein bisschen gewöhnungsbedürftig finde, aber hoch in Ehren halte, weil er schon im Haus meiner Großmutter die Diele zierte. Letztens legte Cliff sich um die Mittagszeit unter den besagten Tisch und starrte die Haustür an. Ich wunderte mich ein bisschen, denn normalerweise bevorzugt er andere Liegeplätze, die besser gepolstert sind und ihm ein großzügigeres Platzangebot gönnen. Ja nun, wer kann schon in den Kopf seines Hundes sehen und für eine Überraschung ist ein Airedale immer gut. Also ließ ich Cliff seinen Willen und den Liegeplatz unter meinem Erbstück.



Ich hörte das Postauto vorfahren und wunderte mich darüber, dass Cliff keinen Laut von sich gab, nicht einmal ein leises, tiefes Knurren. Draußen bellte und pfiff der Briefträger lautstark und schon startete die Rappelei an der Briefklappe. Im selben Moment schoss Cliff aus seinem Versteck heraus, schnappte nach den Briefen und erwischte dabei, mit Sicherheit beabsichtigt, die Fingerspitzen des ungeliebten Postboten, der das mit einem spitzen Schrei quittierte. Seitdem pfeift, bellt und klappert es nicht mehr, wenn die Briefe durch die Klappe geschoben werden und ich bin nicht sicher, ob nicht ein Handwerksgerät in Form einer Zange zur Unterstützung des Briefeinwurfes zum Einsatz kommt.“

Lautes Gelächter in der geselligen Runde. „Nehmt doch noch ein Likörböhnchen, das bekommt Ihr auch nicht alle Tage! Seit langer Zeit habe ich sie mal wieder im Supermarkt entdeckt.“ „Lass mal, wir sind echt abgefüllt und es wird Zeit, dass wir nach Hause kommen!“


Aufbruchstimmung macht sich breit. Auf dem Wohnzimmertisch stehen die Likörbohnen. Ich liege auf dem Sofa und schlafe den Schlaf des Gerechten, ohne die Böhnchen aus dem linken Auge zu lassen. Wer sich im Flur lautstark verabschiedet, hat aber keinen Blick für solche Leckereien, die völlig mühelos für unsereinen erreichbar sind. Man könnte ja mal vorsichtig eins probieren. Kaum gedacht, schon passiert. Schmecken gut, die Likörbohnen, ganz süss. Genau das Richtige zum Abschluss eines ereignisreichen Tages! Und bevor noch der erste Gast das Haus verlassen hat, habe ich sie intus, alle!



„Schön war´s mal wieder!“ lacht Frauchen, als sie ins Wohnzimmer kommt und beginnt damit, die Reste der Fressorgien wegzupacken. „Sag mal, wer hat denn so schnell alle Likörbohnen aufgegessen? Hast du das mitgekriegt?“ „Likörbohnen?????“ Herrchen zwinkert mir zu: „Das muss jemand gewesen sein, der viel Wert auf Kalorien-Reduktion und die Überwachung unserer gesunden Ernährung legt!"

Endlich mal jemand, der meinen Einsatz für Zweibeiner-Idealfiguren zu schätzen weiß. Was ich alles für die Senkung ihres Cholestrinspiegels in Kauf nehme! So richtig dankbar müssten sie mir für meinen selbstlosen Einsatz sein!

Oh je, jetzt fährt das Sofa auch noch mit mir Karussell. Frauchen, mach die Terrassentür auf, ganz schnell bitte!



Mann, ist mir schlecht!!! Nie wieder mache ich Jagd auf Tortenguss, Sahne und Likörböhnchen! Ich schwör´s!!!



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