Hundstage.......eine airedale-ige Sommergeschichte

21.06.2012 07:52
#1 RE: Hundstage.......eine airedale-ige Sommergeschichte
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Hundstage .........[SIZE=2] eine airedale-ige Sommergeschichte[/SIZE]

Brütende Hitze liegt schon seit Tagen über dem Land. Selbst in der Nacht kühlt die Luft kaum ab und das ersehnte Gewitter lässt auf sich warten. Jeder Schritt ist schweißtreibend, jede Anstrengung wird vermieden, alles läuft ab wie in Zeitlupe. Selbst das Kofferpacken in den frühen Morgenstunden hat uns so geschafft, dass wir uns mittags eine Pause in den Liegestühlen auf der schattigen Terrasse mit einem Buch und kühlem Mineralwasser gönnen. Ab morgen wird alles erträglicher, wir starten nämlich in unseren wohl verdienten Sommerurlaub. Ich liebe unsere Aufenthalte im Hochgebirge, wo es wegen der Höhenlage niemals unerträglich heiß ist, stets ein kühler Wind weht und Erholung garantiert ist. Nicht, dass wir uns falsch verstehen, ich bin eigentlich nicht der ambitionierte Bergsteiger, der alle Gipfel stürmen muss und sich mit Leidenschaft in gefährliche Kletterabenteuer stürzt. Ich passe eher in die Kategorie unsportlicher, nicht trittsicherer und schnell schwindelnder Naturliebhaber mit Hang zur Bilddokumentation.
Selbst das Lesen ist heute mühevoll und macht keinen Spaß. Meine Blicke schweifen durch unseren Garten. Cliff hat es sich unter der dichten Strauchhecke bequem gemacht und rührt sich nicht.
Er ist genau wie ich kein Sonnenanbeter und leidet schrecklich unter der Hitze. Das Licht ist so grell, dass meine Augen brennen. Ich verschaffe mir ein wenig Erleichterung, indem ich sie schließe................


Wie soll man so was aushalten in einem Pelzmantel, den man nicht ausziehen kann. Was gäbe ich jetzt darum, könnte ich die Zunge auf 5 Meter Länge ausfahren! Nee, nicht um meine Zweibeiner zu ärgern. Nie würde ich ihnen die Zunge rausstrecken, dazu habe ich viel zu gute Manieren. Ich hätte nur gerne entschieden mehr Schwitzfläche, anatomisch leider unmöglich!



Auswandern wär´ noch ´ne Alternative. Zugegeben, eigentlich lebe ich ja gerne hier, aber wenn sich diese Gegend klimatisch so airedalefeindlich zeigt, kommt Hund natürlich auf den Gedanken, kältere Orte anzusteuern.

Frauchen schwärmt immer wieder von einem Blockhaus in Alaska. Soll mir recht sein, wenn die Temperaturen stimmen. Das Leben da könnte ich sicher gut aushalten: ganz einsam, also keine Nachbarn, die sich aufregen über mein ausgeklügeltes Bell- und Knurrprogramm zur Vertreibung von Eindringlingen; keine Förster, die ständig aufpassen, dass ich noch nicht einmal einer Feldmaus ein Härchen krümme; keine Landeshundeverordnungen, die mir mit Freiheitsberaubung drohen und keine Hundstage, die mir jede Bewegung zur Qual werden lassen. Ja, das wär´ was für mich!

Aber seit Jahren bleiben Frauchens Absichten in Planungen stecken. Zweibeiner sind wirklich manchmal inkonsequent! Da ist doch so ein Airedale von ganz anderem Format! Im Augenblick bin ich zum Beispiel wieder super konsequent, und zwar konsequent langsam. Ich schleiche wie ein geprügelter Hund mit geklemmter Rute von Schattenplatz zu Schattenplatz, versuche heimlich Erdlöcher zu buddeln und gäbe fast alles für eine Tarnkappe, die mich in meiner Grube unsichtbar machen würde, damit niemand auf die blöde Idee kommt, mich spazieren zu führen.




Kaum gedacht, schon passiert! Mein Chef hat Halsband und Leine geholt und ermuntert mich zum Mitgehen. Tja Herrchen, normalerweise würde ich jetzt schwanzwedelnd um dich herumtanzen, ausgelassen bellend, aber nicht bei dieser mörderischen Hitze! Heute kneife ich die Augen fest zu nach dem Motto: wenn ich nichts sehe, kann ich auch nicht gesehen werden.

Meine Taktik funktioniert, er legt meine Spaziergeh-Utensilien zur Seite und lässt sich genüsslich in die Gartenstuhl-Polster sinken. Buchseiten rascheln, Pfeifenrauch steigt auf, also ist mit einem längeren, ungestörten Erdlochaufenthalt zu rechnen, meine Rettung!
Was soll das denn jetzt? Es sind allerhöchstens ein paar Minuten vergangen und schon wieder macht der Chef Aktion! Ganz vorsichtig öffne ich das rechte Auge und reiße fast im gleichen Augenblick auch das linke weit auf. Herrchen kommt aus der Garage, ausgerüstet mit einem nagelneuen Rasensprenger. Das sind unberechenbare Monster, die ich liebend gerne gerade bei größter Hitze bekämpfe. Ja, das kann ich euch sagen, ich bin ein Profi-Rasensprenger-Killer! Solche Biester besiege ich in kürzester Zeit, auch wenn sie große Wassermengen ausspucken. Ich schleife sie erbarmungslos über den Rasen und beiße sie kurz und klein.
Herrchen wirft einen scharfen Kontrollblick zu meiner Erdkuhle. Guck du nur, ich schlafe tief und friedlich und krieg´ nichts mit. Gleich kommt mein großer Auftritt! Nur noch ein kleines bisschen Geduld, Cliff, nur noch einen unbeobachteten Moment abwarten, dann geht es dem Wasserspucker an den Kragen! Ich bin eben ein typischer Airedale und verteidige mein Revier auch gegen lebensgefährliche Feinde, die mich bei meinen Attacken fast ersäufen. Meine Zweibeiner verwechseln solche Heldentaten ganz unberechtigt immer mit purer Zerstörungswut.
Der Blick auf die Terrasse zeigt mir beide, friedlich mit geschlossenen Augen ruhend. Ganz vorsichtig erhebe ich mich aus meinem Erdloch, schleiche mich langsam an den Feind heran. Jeder Muskel ist gespannt, ich lasse auch nicht das leiseste Knurren hören, ein Airedale ist nämlich ein lautloser Jäger!

Achtung, keinen Schritt weiter, unbeteiligt auf dem Rasen herumschnüffeln, Frauchen hat sich bewegt. Gott sei Dank, sie rückt sich nur ein wenig bequemer in ihrem Stuhl zurecht. Glück gehabt!
Im Zeitlupentempo an den Feind heran. Das Jagdfieber lässt mich zittern bis in die letzte Muskelfaser. Alles Schwitzen ist vergessen, ich habe die Beute direkt vor Augen.

Und jetzt, der Angriff! Ich reiße das Maul auf, beiße unerbittlich zu, Wasser läuft mir in den Hals, ich würge, huste, keuche, aber gebe nicht auf, zerre und ziehe mit aller Kraft an dem wasserspuckenden Monster. Es setzt sich zur Wehr, klemmt sich fest, der Schlauch ist mir im Weg, aber ich rucke so lange, bis er nachgibt. Ich warne dich, du Biest, du entkommst mir nicht, ich bin stärker, ich habe die nötige Erfahrung. Ich schaffe euch alle!

Ja, gut gemacht! Endlich die Beute in den Griff gekriegt und jetzt ab damit auf die Terrasse zu Herrchen und Frauchen, großes Lob abholen! Nun schaut schon, was ich euch bringe!

Jaaaaa, sie kreischen vor Begeisterung ganz laut und tanzen wild auf der Terrasse herum, während ich versuche dem Rasensprenger den Rest zu geben, damit er auf gar keinen Fall wieder so lebendig wird, wie er jetzt noch ist...........


Fortsetzung folgt!



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28.06.2012 19:48
#2 RE: Hundstage.......eine airedale-ige Sommergeschichte
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Hundstage..........eine airedale-ige Sommergeschichte II

Urlaub bedeutet für uns nicht Ausschlafen und Ausruhen. Wir mögen es etwas aktiver. Wenn ich auch nicht der Bergsportler schlechthin bin, so habe ich doch meine Freude an ausgedehnten Bergwanderungen, die immer wieder andere Einblicke in die wunderschöne Alpenlandschaft ermöglichen. Schon in den frühen Morgenstunden wird der Rucksack gepackt und wir brechen auf, um bei vielversprechendem Wetter unseren ersten Gipfel zu stürmen.



Einen Dreitausender wollen wir bezwingen, der laut Wanderführer auch von unerfahrenen Wanderen bewältigt werden kann. In den Morgenstunden ist es noch angenehm kühl und wir kommen gut voran. Cliff könnte sowieso jeder Bergziege Konkurrenz machen und hat keinerlei Schwierigkeiten, sich in felsigem Gelände zu bewegen.

Inzwischen steht die Sonne fast im Zenit und es ist dementsprechend heiß geworden. Während meine „Männer“ munter weiter aufsteigen und noch nicht einmal minimal außer Atem sind, bleibe ich immer häufiger stehen. Nicht etwa, weil mir entsetzlich heiß ist, weil Beine und Füße schmerzen und ich einem Sonnenstich nahe bin, sondern natürlich nur, weil ich ein einmaliges Fotomotiv gesichtet habe. Und Frau braucht selbstverständlich auch genügend Zeit, um die Kamera richtig einzustellen und verschiedene Perspektiven auszuprobieren.

Während ich beim Fotografieren nach Atem ringe und mit mir hadere, dass ich noch nicht einmal einen Sonnenhut im Rucksack habe, spielt Cliff in dem Gebirgsbach, der dicht neben dem Wanderweg zu Tal fließt. Mein Mann wirft immer wieder ein Stöckchen hinein und Cliff apportiert es mit größtem Vergnügen. Hund müsste man sein!



Mehrere Zuschauer hat unser Wasserdale auch schon in seinen Bann gezogen, die begeistert filmen, wie Cliff komplett abtaucht, triefend mit einem dicken Kieselstein wieder hochkommt und seine Last ans Ufer schleppt.

Mein Mann hat sich inzwischen wieder zu mir gesellt und schaut mich fragend an. „Geht´s wieder? Du hast bestimmt einen Sonnenstich, dein Kopf ist knallrot. Setz Dich mal ein bisschen in den Schatten und ich leg Dir ein paar kalte Kompressen auf die Stirn.“ Er hat sich durch meine Fotoexzesse nicht täuschen lassen und mir brummt wirklich schon der Schädel. Seufzend lasse ich mich im Schatten eines riesigen Felsklotzes nieder und genieße die Taschentuch-Kompressen, die mein Mann mit dem eiskalten Bachwasser in Handarbeit getränkt hat. Inzwischen hat sich auch Cliff zu mir gesellt und legt sich, immer noch tropfnass, auf meinen Schoss. Sonst quittiere ich ein solches Verhalten mit lautem Protest und scheuche ihn postwendend weg, aber heute bin ich froh über meinen lebenden Kühlakku.

So langsam sinkt meine Körpertemperatur auf ein Normalmaß und Cliff sinnt auf neue Abenteuer. Er untersucht jetzt sorgfältig die Umgebung, bohrt seine Nase in jedes kleine Loch und atmet laut schnaufend ein, als wolle er die jeweiligen Höhlenbewohner ans Tageslicht saugen. Plötzlich jault er kurz auf, macht einen riesigen Satz nach hinten und schüttelt sich heftig. Er giftet etwas wütend an, hält dabei aber offensichtlich einen beachtlichen Sicherheitsabstand.

Mühsam rappele ich mich auf, um nachzuschauen, was ihn so maßlos aufregt. Nichts zu sehen! Also nehme ich den Wüterich am Halsband und gehe mit ihm zum Wanderweg zurück. „Da staunst du, stimmt´s? Ja Cliff, auch kleine Tierchen gehen manchmal zum Angriff über und lassen sich nicht unbedingt widerstandslos einatmen!“

Ich konnte leider bis heute noch nicht in Erfahrung bringen, wer sich ihm da wehrhaft in den Weg gestellt hat. In diesem Punkt verweigert Cliff jede Aussage!


Verweigert jede Aussage, so´n Quatsch!!! Frauchen hat wieder mal nichts mitgekriegt. Ich weiß doch selbst nicht, was das für´n komisches Ding war, das da auf dem Stein lag und mich anzischte. So was habe ich mein ganzes Leben lang noch nicht gesehen. Zu Hause gibt´s auch so dünne, lange Tiere, die die Vögel aus meinem Rasen ziehen. „Das sind Regenwürmer“, sagt Frauchen immer, „die kannst du ruhig den Vögeln gönnen.“ Denk ich ja gar nicht dran! Alles mit Federn scheuch ich sofort weg! Ist schließlich mein Rasen und wenn die Würmer da drin wohnen, gehören die auch mir!

Gezischt haben die allerdings noch nie, egal, wie lang sie von ´nem verfressenen Vogel gezogen wurden. Die sagen gar nichts und wehren sich auch nicht. Aber dieser Mega-Wurm ist ein ganz frecher. Der wollte doch wirklich auf mich losgehen und wenn ich nicht so schnell nach hinten gesprungen wäre, dann hätte der mich glatt in die Nase gebissen. Und der sah auch überhaupt nicht so aus wie ´nen Regenwurm. das war ´nen Dinosaurier-Wurm mit Muster auf´m Rücken.




Beine hatte der Riesenwurm auch nicht, konnte aber trotzdem ganz schnell verschwinden. Eklig war der, da musste ich mich doch erstmal richtig schütteln. Und ehrlich, ´nen bisschen Angst hab ich vor dem auch gehabt. So viel, dass ich mich nicht getraut habe, mir den zu schnappen und um die Ohren zu hauen. Frauchen könnte sich mal ein bisschen beeilen, ich will weg hier, sofort!


„Lass uns mal langsam weiter gehen, sonst wird es für den Rückweg zu spät“, ermuntert mich mein Mann. Seufzend schultere ich den Rucksack und steige langsam und gleichmäßig bergauf. Bald erreichen wir wegloses, felsiges Gelände. Mir schwant nichts Gutes. Ich bin weder besonders trittsicher noch gänzlich schwindelfrei und ein vorsichtiger Blick nach oben zeigt eine ziemlich steil ansteigende Felspassage, nicht sehr lang zwar, aber für mich schon grenzwertig.

Noch mehr blamieren, als ich es schon getan habe, will ich mich jetzt nicht. Also nehme ich meinen ganzen Mut zusammen und steige hinter meinem Mann, der Cliff an der Leine hat und ihm über große Steinstufen hinweg hilft, in die Felsen ein. Jetzt nur nicht nach unten gucken und gut an den Felsvorsprüngen festhalten!

Geschätzte zwei Höhenmeter schaffe ich, den dritten nicht mehr. Ich hänge an der Felswand mit geschlossenen Augen, ausgestreckten Armen und gespreizten Beinen, klammere mich krampfhaft am Gestein fest und bewege mich keinen Millimeter weiter. Über mir höre ich, wie mein Mann Cliff unterstützt. „Und hopp! Nur noch ein kleines Stückchen, dann haben wir´s geschafft! Braver Junge, gut machst du das!“




Toll und ich hänge hier wie angenagelt und jeder Muskel schmerzt vor Anstrengung. „Was ist los mit dir? Warte, ich helfe dir! Cliff, sitz und bleib!“ Zügig steigt mein Mann zu mir herunter und versucht mich zum Weiterklettern zu bewegen.

„Vergiss es, freiwillig mache ich hier keinen winzigen Schritt mehr!“ „Gib mir mal deine Hand, ich zieh dich rauf!“ Cliff kommt natürlich auch nachschauen, was mit mir los ist. Er ist eben ein sehr selbständig handelnder Airedale, missachtet in Anbetracht meiner Notlage natürlich den Sitz-Befehl und eilt mir ebenfalls zur Hilfe. Zum Bergrettungshund eignet er sich aber gar nicht. Zwar bewältigt er mühelos den Abstieg, bleibt aber direkt über mir stehen und startet seine lebensrettenden Maßnahmen mit der ihm eigenen feuchten Zungen-Gesichts-Massage. Eine wirkliche Hilfe bei der Bewältigung dieser Kletterpartie ist er nicht. Als ich prustend: „Lass das!“ herausgebracht habe, bleibt er auf einem Felsvorsprung dicht neben mir sitzen und unterzieht das folgende Geschehen einer gründlichen Prüfung.

Mit Mühe bugsiert mein Mann mich die Felspassage hinauf. Schwerstarbeit leistet er dabei, denn ich helfe selbstverständlich nicht mit, so dass er mich mühevoll an den Armen hochziehen muss. Ich bin wie erstarrt, mit Sicherheit im Schock-Zustand und nass geschwitzt; diesmal übrigens nicht wegen der Hitze! „So, du kannst die Augen wieder aufmachen, wir sind oben!“





Boah, ich glaub´s nicht, auf der Wiese unter mir ist richtig was los. Da pfeift es aus allen Richtungen. Kleinohrige Hasen und jede Menge Hasenbauten! Nix wie hin! Hasen, ich komme.

Zwei Sprünge bringen mich ins El Dorado für jagdbegeisterte Airedales. Ein kurzer Blick bergauf. Beide Zweibeiner sind gut beschäftigt. Richtig gut konstruiert sind die auch nicht, könnten locker zwei Beine mehr gebrauchen. Aber solange sie mit ihren Kletterübungen beschäftigt sind, können sie nach mir nicht gucken. So ´ne Gelegenheit kann Hund sich doch nicht entgehen lassen. Und dick sind die hier, die Hasen, ´nen weißen Stummelschwanz haben die auch nicht, sind eben Gebirgshasen, die sehen anders aus. Wieder grelle Pfiffe und auf einmal sind ´se weg, allesamt.

Noch ein Pfiff, oh je, der ist nicht von so´nem hellbraun bepelzten Gebirgshasen, der ist von Herrchen. Jetzt hat er mich doch erwischt. Am besten, ich mach mal auf armer, völlig fertiger Hund! Rute, Kopf und Zunge hängen lassen und im Schleichgang auf die Felswand zu. Zum Klettern bin ich viel zu fertig! Also setze ich mich unten an den Aufstieg und stimme ein jämmerliches Geheul an. Das wirkt immer, das weiß ich genau!

Geht doch, ich hab Herrchen gut erzogen. Der klettert nämlich jetzt zu mir herunter, nimmt mich auf den Arm und schleppt mich ächzend zu Frauchen hoch, die noch völlig erschöpft auf der Erde sitzt. Ja, 30 Kilo sind auch keine Kleinigkeit, schon gar nicht, wenn sie sich wie ein schlaffer Mehlsack hängen lassen...................


Fortsetzung folgt!



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05.07.2012 13:26
#3 RE: Hundstage.......eine airedale-ige Sommergeschichte
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Hundstage..............eine airedale-ige Sommergeschichte III

„Aufi geht´s!“ Mein Mann schaut mich voller Hoffnung an. „Nee, nee, das kannst du vergessen, ich klettere hier nicht mehr weiter! Ich bin ja nicht lebensmüde!“ „Dann lass uns den Hang queren und du steigst bei der Mittelstation in die Seilbahn, fährst bis zur Endstation und von da mit dem Sessellift zum Gipfel. Ich komme zu Fuß mit Cliff hoch!“



Gesagt getan. Beladen mit Fototasche und Rucksack steige ich in die nächste Gondel und schwebe wie schwerelos der Bergstation entgegen. Zeit habe ich jetzt ja genug, also begutachte ich nach dem Verlassen der Gondel erst einmal den zum Gipfel führenden Sessellift. So wirklich vertrauenerweckend sieht der nicht aus und weit ist es bis zum Gipfel auch nicht mehr. Er scheint so, als sei er zum Greifen nah, erreichbar über eine breite Skiabfahrt, die alles andere als gefährlich aussieht. Warum also soll ich nicht.............ja, warum eigentlich nicht?

Den Rucksack auf dem Rücken und die Fototasche in der Hand, steige ich in Richtung Gipfel auf. Hier in der Höhe sind die Temperaturen angenehm und ich komme relativ zügig voran. Ein Kontrollblick nach oben eröffnet mir eine Wegalternative. Ein schmaler Pfad führt offensichtlich viel schneller zum Ziel als die breite Skiabfahrt. „Kommt man über den Weg schneller zum Gipfel?“ Der ältere Herr mustert mich und nickt freundlich: „Freilich!“

Dann mal los, sonst komme ich noch später als Mann und Hund oben an. Die ersten Höhenmeter bewältige ich ohne Nervenkrise. Dann plötzlich kann ich den Wegverlauf nicht mehr erkennen. Also klettere ich in dem felsigen Gelände weiter nach oben und bin sogar ganz stolz, dass ich die Kraxelei ohne Hilfe schaffe. Aus mir wird doch noch eine gebirgstaugliche Urlauberin! Mit zunehmender Höhe aber werden die Stufen im Fels immer höher und ein Blick hangabwärts lässt meinen Puls hochschießen. Zu früh gefreut!




Ganz ruhig jetzt, erst einmal hinsetzen und nachdenken. Seufzend lasse ich mich auf einem Felsen nieder und warte auf das Erscheinen meines Mannes. Ganz bestimmt wird er auch diesen Aufstieg nehmen, mich hier entdecken und sicher nach oben bringen.
Minuten werden zu Stunden. Ein Blick auf die Uhr zeigt mir, dass ich schon eine halbe Stunde hier in der Landschaft sitze, eine gefühlte Ewigkeit.
Etwa 50 Meter unter mir entdecke ich plötzlich 2 Wanderer. Meine Rettung! „Hallo, ich habe den Weg verloren, ich sitze hier fest!“ „Moment, ich hole Sie“, und kurze Zeit später gehe ich in Gesellschaft der beiden weiter Richtung Gipfel, der Mann voraus, dann ich, hinter mir seine Frau. Wenn jetzt nichts Unerwartetes passiert, erreiche ich ohne große Probleme im Schutz der erfahrenen Bergwanderer den Gipfel. Doch ein Blick nach vorne zeigt mir plötzlich einen Grat und rechts und links davon beachtliche Abhänge.




Mir bricht der Angstschweiß aus. Wie soll ich das denn schaffen? Keine Chance! Noch mehr will ich mich aber wirklich nicht blamieren, also bedanke ich mich herzlich bei meinen Begleitern und erkläre munter: „Ich warte jetzt hier auf meinen Mann. Es kann nicht mehr lange dauern, bis er hier ist.“ Ich schaue den Beiden, die mühelos den Grat bewältigen, nach, bis sie außer Sichtweite sind.

Jetzt habe ich wirklich ein Problem. Vor mir liegt der Grad, der mir durch seine bloße Betrachtung schon eine Gänsehaut beschert. Ich muss irgendwie den Abstand zwischen meinem Kopf und dem Grat erheblich verringern, um möglichst sicher herüberzukommen. Auf allen Vieren scheint mir nach langem Überlegen die sicherste Lösung zu sein. Schnell ein Rundum-Kontrollblick: niemand in Sichtweite! Und so krieche ich vorsichtig wie ein zu groß geratener Käfer über den Grat. Nur wenige Meter höher ist der ersehnte Gipfel erreicht und ich kann endlich durchatmen.
Für die Schönheiten der Natur habe ich jetzt keinen Blick, wohl aber für einen Mann mit einem Airedale, der in aller Seelenruhe auf der breiten Skiabfahrt zum Gipfel hochsteigt.


Ja, das wurde auch wohl mal Zeit, dass wir Frauchen wiederfinden. Da werde ich ganz unruhig, wenn nicht alle beisammen sind. Und heiß ist mir ohne Ende. Airedales kommen aus dem Tal der Aire. Das ist in England und da muss Hund sich nicht erschwitzen! Meine Füße brennen und liebend gerne möchte ich mal wieder meinen Pelzmantel ausziehen.

Gebt mir Wasser, aber sofort, ´ne riesige Schüssel voll! Schüssel gibt es nicht, aber Viehtränke und schwupps sitz ich drin. Ist ja ´nen bisschen klein für mich. Mal graben, ob ich eine Kuhle bauen kann. Nee, geht auch nicht, dann schwenke ich wenigsten mal meinen Bart durch das Wasser und schmeiß mich bäuchlings rein. Was hier jetzt die halbe Welt zu kreischen hat, möchte ich wissen.
Ja klar, kalt ist es, das Wasser, herrlich kalt! Aber vielleicht zu kalt für sonnencremegeschützt in der Landschaft liegende Schönheiten?



Wer einen Berg erklimmt, muss natürlich auch wieder absteigen. Nach einer erholsamen Gipfelrast mit herrlicher Fernsicht brechen wir in Richtung Tal auf. Sehr wohl habe ich bemerkt, wie intensiv mein Mann den Steig in Augenschein nimmt, den ich mir bereits beim Aufstieg angetan hatte.
„Du glaubst doch wohl nicht, dass ich auf diesem schrecklichen Pfad absteige, das kannst du echt vergessen! Ich lauf keinen Meter da runter, der Aufstieg hat mir völlig gereicht. Beim Abstieg guck ich ja zwangsläufig ständig in den Abgrund!“
Doch mein Mann denkt wie immer positiv getreu dem Motto "das wird schon" und um den Gipfel der heutigen Peinlichkeiten perfekt zu machen, hänge ich mich kurzerhand mit geschlossenen Augen an seinen Rucksack und werde zu Tal geschleppt.

An der gleichen Stelle, an der ich den Wegverlauf beim Aufstieg nicht mehr erkennen konnte, sitzt jetzt ein Mann mittleren Alters und schaut mit unbeteiligter Miene in die Gegend. „Frag mal, ob wir ihm helfen sollen, der findet bestimmt genau wie ich vorhin den Weg auch nicht“, schlage ich meinem Mann vor. Schicksalsgenossen müssen schließlich zusammenhalten. Auf die nett gemeinte Frage meines Mannes folgt, begleitet von einem energischen Fingerzeig auf das lose Geröll am Hang, die gereizte Antwort: „Gehen Sie bloß weiter! Ihr Hund hat hier alle Murmeltiere aufgescheucht und jetzt haben die den ganzen Hang losgetreten!“


Was? Murmeltiere? Aufgescheucht? So Viecher kenn ich ja überhaupt nicht. Der spinnt, gar nichts gescheucht hab ich! Werde sofort die Augen aufhalten. Müssen ja wohl gut zu erkennen sein, die Murmeltiere, an ihren großen Füßen. Riesig müssen die ja sein, die Füße, wenn sie einen ganzen Hang lostreten können! Und wer so große Füße hat, der ist größer als ich und deshalb super gefährlich.
Aber lasst Euch nur mal sehen, ihr Murmels, dann merkt ihr schon, dass ich nicht nur nett, hübsch und charmant bin, nee, ich habe Zähne und weiß auch, wozu die gut sind! Erst noch mal kräftig schütteln, dann bin ich schneller.




Yeah, wildes Gekreisch! Die Sonnenanbeterinnen sind schon alle Fans von mir! Ja, schreit nur, so laut ihr könnt! Feuert mich an, puscht mich hoch, macht mich zu Killer-Cliff, dem Bezwinger der Murmeltiere und Retter der Berghänge!

Attacke!!!



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